Neues Album „★“ von David Bowie

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  • Beitrag zuletzt geändert am:8. März 2018
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David Bowie. Cool. Queer. Mutig.

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Ich liebe David Bowie. Kaum eine_r prägt den Soundtrack meines Lebens so wie er. David ist cool, David ist queer, David ist mutig. Und so hätte ich mir am liebsten einen roten Blitz ins Gesicht gemalt, als die Einladung zum Pre-Listening von Bowie’s Album „Blackstar“ (eigentlich tatsächlich nur ein schwarzer Stern ★) im Planetarium Steglitz kam. Klaro, die Angst schwingt immer mit, wenn es um Idole geht und man das letzte Comeback-Album „The Next Day“ auch noch so semi fand.

Jazz-lastig und ohne Hit

Ich komme also beim Event an und bei der Unterhaltung mit dem PR-Team stellt sich heraus, dass das Album „sehr jazz-lastig und kein Hit dabei ist“. Jazz? Na toll. Und das, wo ich doch die erste Singleauskopplung „Blackstar“ inklusive Kurzfilm so mag.

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Nachdem wir Journalist_innen und Blogger_innen uns dann alle ein Plätzchen gesucht hatten, ging das Licht aus und die Musik an. Unter Berliner Sternenhimmel durften wir uns die sieben Tracks anhören und schnell ist klar: die erste Single ist auch die Ouvertüre des Albums. Es bleibt beim Schlagzeug, den Disharmonien des Saxophons von Donny McCaslin und den sphärischen Synthies. Was für ein Einstieg: Bowie ist ein düsterer alter Mann geworden (Zitat einer Freundin, die das Fan-Sein mit mir teilt.) Im zweiten Track wird’s wieder britisch-pöbeliger: „`Tis a Pity She Was A Whore“ ist sehr rotzig: dominantes Schlagzeug und das Saxophon wie eine Sirene. Übrigens eine aufgemotzte Version, denn der Song war die B-Seite der Compilation „Nothing Has Changed“ aus 2014.

Der dritte Song ist dann auch schon eine Ballade und mein Höhepunkt: „Lazarus“. Es ist ein wenig der Bowie der 70er: pompös, traurig und um einiges zugänglicher als die Stücke davor. Durch den Bruch wartet man auf das Thema am Anfang, welches aber nicht wiederkehrt – ein ähnlicher Effekt wie bei Portishead’s „Machine Gun“.

Beim vierten Song kann man dem Free Jazz dann aber nicht mehr entkommen: „Sue (or in a season of crime)“, auch ein Song der „Nothing has Changed“-Auskopplung. Die Gitarre bestimmt den Rhythmus und das Schlagzeug gibt die hektische Melodie. Bowie bleibt dabei ruhig. Nicht mein Lieblingssong und kurz die Angst, dass es jetzt bis zum Ende in dem Stil bleibt. Aber nein: der Bass bestimmt Song Nummer fünf „Girl Loves Me“, der wieder näher am Rock ist. Gitarre und Schlagzeug sind im Wechsel, der Fuß wippt mit, denn trotz der Brüche will man einfach mit.

Nummer 6 läutet so langsam den Abschied ein: „Dollar Days“ ist eine Ballade, die absolut harmonisch ist. Das Saxophon ist nahezu langweilig, nur die Gitarre bricht kurz durch, aber am Ende ist es ein solides Jazz-Stück. Und so kommen wir dann zum Finale mit „I Can’t Give Everything Away“, das mit Synthies loslegt und wieder an alte Zeiten erinnert – mit dem Gitarrengeschrammel und pompösem Finale. Das Ende hält nicht ganz das, was der Anfang verspricht, aber am Ende bin ich doch einfach nur beeindruckt. Die Jazzeinflüsse sind da, aber so abstrahiert, dass es Spaß macht. Spaß müssen die Aufnahmen eh gemacht haben, denn die Spielfreude McCaslin’s und seiner Combo ist offensichtlich.

Dieses komisch düstere und sperrige Album kommt bei den meisten gut an, ist es doch endlich mal wieder ein Mutiges vom Großmeister der Veränderung. Bowie wird wohl wieder keine Live-Aufritte oder Interviews antreten, was ich natürlich schrecklich finde. Journalist_innen unken aber schon, dass er ja doch immer wieder überraschen will. Überrasch me again, David!!!
Und jetzt muss ich bis zum 8. Januar 2016 – sein Geburtstag – warten, bis das Album veröffentlicht wird! Der kleine Fan-Dämon wünscht sich eine Praktikantin, der die Daten leaked!

Besucht David auf seiner Webseite. Eine weitere Besprechung findet Ihr hier.

Diskografie:
David Bowie (1967)
David Bowie ( Space Oddity) (1969)
The Man Who Sold the World (1970)
Hunky Dory (1971)
The Rise and Fall of Ziggy Stardust and the Spiders from Mars (1972)
Aladdin Sane (1973)
Pin Ups (1973)
Diamond Dogs (1974)
Young Americans (1975)
Station to Station (1976)
Low (1977)
Heroes (1977)
Lodger (1979)
Scary Monsters (And Super Creeps) (1980)
Let’s Dance (1983)
Tonight (1984)
Never Let Me Down (1987)
Black Tie White Noise (1993)
Outside (1995)
Earthling (1997)
Hours… (1999)
Heathen (2002)
Reality (2003)
The Next Day (2013)
Blackstar (2016)

 

Friederike

In einer Höhle voller Bücher von Plattensammlern aufgezogen, sozialisiert in idyllischer Randbezirkplatte durch ABBA, Elvis und Nirvana, schulternwippend in die Kaschemmen und Tanztempel der Stadt gewankt, bin ich jetzt graduierte Popnutte. Schon immer eher Beobachterin als Macherin, frage ich, was die Entscheidung für das Künstlerleben so mit sich bringt.

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